„Der Lügner hofft vergeblich Treu und Glauben.“ (Eine Nachlese zum Maifest)

Mit diesem Zitat Johann Wolfgang von Goethes möchte ich meine Nachlese zum „Kleinen Maifest auf dem Emil-Höllein-Platz“ beginnen. Genau einen Monat ist es nun her, da feierte man bei uns „145 Jahre Jena-Nord“ und bei bestem Wetter sollte die musikalische Hauptattraktion ein knapp einstündiger Auftritt der Schalmeienkapelle Rüdersdorf sein – doch dazu kam es nicht.

Die Musiker waren vollzählig angetreten und hätten nur noch mit dem Konzert beginnen müssen, aber Kapellmeister Marco Nowotny hatte andere Pläne. Zwar hatte er wenige Wochen zuvor einen Vertrag mit mir abgeschlossen, kurz und bündig abgefasst und lange vor dem 1. Mai 2019 von beiden Seiten unterschrieben. Am 1. Mai zur vereinbarten Stunde erklärte er jedoch mir gegenüber: „Wir spielen nicht bei politischen Veranstaltungen.“

Gut, auf dem Emil-Höllein-Platz waren ein Wahlkampfstand der FDP und einer der Linken, aber im Vertrag stand von einer solchen Klausel nichts zu lesen. Und auch vom ersten E-Mail-Kontakt bis zum Schluss war von einem Auftrittsauschluss, wenn Wahlkampfstände aufgebaut sind, nie die Rede. Trotzdem sagte Herr Nowotny seinen Musikern und den Anwesenden auf dem Höllein-Platz: „Das steht im Vertrag!“ – Eine dreiste Lüge.

Auf das Angebot den Vertrag zu holen und hineinzusehen (beides wäre in zehn Minuten erledigt gewesen) ging Herr Nowotny nicht ein und forderte seine Musiker stattdessen auf, den Platz wieder zu verlassen, jedoch nicht ohne die Auftrittsgage in bar einzufordern. Nach kurzer Diskussion mit seiner Schatzmeisterin halbierte Nowotny die Summe und erklärte sie kurzerhand zum Fahrtkostenzuschuss. Kaum hatte ich gezahlt (den Vermerk …“dankend erhalten“… lasse ich unkommentiert) war der Spuk vorbei und mich schauten Dutzende enttäuschte Gesichter an.

Nicht aufzutreten ist eine prinzipielle Sache (die im Falle eines Vertragsbruchs rechtlich zu klären wäre), eine Lüge aber hat etwas mit gegenseitigem Respekt zu tun. Im Nachgang, als beiden Seiten klar war, dass die Rüdersdorfer Schalmeienkapelle den gültigen Vertrag nicht erfüllt und Herr Nowotny die Unwahrheit gesagt hatte, sah dieser in einem Telefonat mit mir die Situation weiterhin anders, machte mich kurzerhand zum Täter, denn er erklärte, ich hätte ihn und die Kapelle getäuscht. Getäuscht? Ja, ich hätte sagen müssen, was ich für eine Veranstaltung am 1. Mai plane. Es war ein Maifest, sagte ich, wir feierten „145 Jahre Jena-Nord“.

Darauf erklärte er mir, ich hätte sagen müssen, dass die Veranstaltung einen politischen Hintergrund hat, denn in der Satzung des TSV 1880 Rüdersdorf e.V. könne man nachlesen, dass sich der Verein den Grundsatz parteipolitischer Neutralität auf die Fahnen geschrieben habe. Indes: Die Satzung kannte ich nicht, nur unseren Vertrag, in dem hiervon kein Wort stand. „Spielt keine Rolle“, sagte Nowotny. – Auf die Rückerstattung des Geldes warte ich bis heute vergeblich, auch einen Ersatzaufritt hat Herr Nowotny abgelehnt, wie er auch einen Brief meinerseits an die Musiker nicht weitergegeben hat. Ebenso darf der Vertrag nicht öffentlich gemacht werden.

Eine Lüge, ausgesprochen im Wahlkampf vor vielen Gästen der von mir organisierten Feier auf dem Emil-Höllein-Platz, bleibt aber eine Lüge. Und so versuche ich weiter herauszufinden, was wirklich zur Absage des Auftritts führte. Der Vertrag war es jedenfalls nicht.

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