
Das Wetter meinte es gut mit den Organisatoren und Gästen des Kleinen Maifestes „145 JAHRE JENA-NORD“ auf dem Emil-Höllein-Platz in Jenas zweitgrößtem Ortsteil. Strahlender Sonnenschein bei knapp 20 ° Celsius sorgten dafür, dass an diesem 1. Mai rund 200 Menschen in den vier Stunden zwischen 10 und 14 Uhr dabei waren – teilweise extra aus dem Stadtzentrum nach Jena-Nord gekommen. Alles blieb ohne Zwischenfälle, was heutzutage bei Maifeierlichkeiten nicht überall so ist.
Am Kuchen- und Tortenstand von Doreen Hornbogen („Café C’ést lavie“) gab es den größten Andrang und sie war am Ende fast komplett ausverkauft, da auch viele „Nordler“ aus ihren Wohnungen auf den Platz gekommen waren, um sich für zuhause mit Torte oder Kuchen zu versorgen.

Aber auch an den Wahlkampfständen von FDP und DIE LINKE wurde viel geredet, diskutiert und Vorschläge in die „Mit Nord geht’s voran“-Box von Ortsteilbürgermeisterkandidat eingeworfen. „Wir hatten dieses Mal etwa 60 Ideen, Wünsche und Verbesserungsvorschläge– so viel wie nie zuvor. Eine ältere Dame gab gleich sechs, dicht beschriebene Visitenkarten ab und sprach dann sowohl mit Alexis Taeger als auch Michael Schubert und mir“, resümierte Rainer Sauer, der das Fest „145 JAHRE JENA-NORD“ organisiert hatte und auch DIE LINKE auf dem Platz begrüßte, die einen eigenen Wahlkampfstand hatte.
„Für mich ist das kein Problem, zumal ich das Ortsteilratsmitglied Frau Ira Lindner bereits viele Jahre kenne. Verstanden habe ich nach dem Gespräch mit ihr auch, weshalb manche Dinge, die ich in den letzten Wochen gesagt hatte, im Ortsteilrat nicht gut ankamen. Lindner bat mich vor allem darum, zukünftig besser zwischen der Arbeit des Ortsteilrats und dem, was der amtierende Ortsteilbürgermeister macht, zu trennen. Das seien zwei Paar Schuhe, meinte sie zu mir“, berichtete Sauer.

Kleiner Wehmutstropfen am Mittwochnachmittag: die Rüdersdorfer Schalmeienkapelle war extra zur Veranstaltung „145 Jahre Jena-Nord“ angereist und hatte Aufstellung genommen, um auf dem „Kleinen Maifest“ für die vielen Gäste zu spielen. Jedoch missfiel einigen Musikern, dass es Wahlkampfstände der Linkspartei und der FDP gab und so sagten die Rüdersdorfer ihren vertraglich zugesicherten Auftritt ab, da einige Musiker nicht auftreten wollten – Begründung: „Wir spielen nicht auf politischen Veranstaltungen.“ Da half auch der Hinweis auf den gültigen Vertrag mit der Kapelle nicht, worin diese die Teilnahme zugesagt hatten und so fuhren die rund vierzig Musiker unverrichteter Dinge wieder von dannen.
„Das ist natürlich sehr enttäuschend für die vielen Menschen, die extra wegen des Konzerts auf den Höllein-Platz gekommen sind. Dass man uns eine CD dagelassen hat und die Musik des Orchesters dann sozusagen ‚aus der Konserve‘ kam, ist natürlich kein Vergleich mit einem Livekonzert“, ärgerte sich Rainer Sauer später mit den Besuchern, ließ jedoch offen, was er von der Kritik des DGB hielt, dass „145 Jahre Jena-Nord“ als Konkurrenz zur DGB-Mai-Kundgebung am Johannisplatz wahrgenommen wurde.

Dafür konnte er Gäste begrüßen wie Ortsteilbürgermeisterkandidatin Frau Carola Döpel aus Löbstedt, die aus dem Partnerstadtteil berichtete, oder Ex-OB-Kandidatin Frau Martina Flämmich-Winckler. Auch Sauers direkte Gegenkandidatin Katharina Gnida (DIE LINKE) kam zu einem Gespräch und man war sich schnell einig, dass beide zumindest ein gemeinsames Ziel haben: Gnida und Sauer wollen am 9. Juni bei der Stichwahl gegeneinander antreten.
Auf Seiten der Freien Demokraten waren nicht weniger als acht Stadtratskandidaten, darunter zwei Stadträte, anwesend, die sich den vielen Gesprächen mit den Menschen stellten. Rainer Sauer griff auch hin und wieder selbst in die Tasten seiner Synthesizer und zeigte dem staunenden Publikum, welche Musik man live mit einem iPhone machen kann, erzählte zwischendurch die Historie des Stadtteils, sagte pathetisch: „Nord braucht Jena, aber Jena braucht genauso auch Nord. Partner auf Augenhöhe, das müssen wir werden!“

Alles in allem war das „Kleine Maifest“ durchaus ein Erfolg und zeigte, dass die Menschen in Jena-Nord gerne mehr bei sich feiern würden. Ein buntes Herbstfest und ein Weihnachtsmarkt wurden schon angefragt („Der Platz ist doch umgestaltet, der Baum steht doch schon, da könnte man doch einen kleinen Markt machen.“) – Rainer Sauer wurde von den Menschen gebeten, solches in Zukunft für die Bewohner und Bewohnerinnen von Jena-Nord zu organisieren.
„Da arbeite ich dran, wenn ich Ortsteilbürgermeister geworden bin. Jedenfalls war die Organisation dieses Maifests keine Herkulesaufgabe sondern sozusagen eine Sache von Stunden. Für künftige Veranstaltungen habe ich schon die Zusage von Gewerbetreibenden, die mitmachen wollen“, berichtete der Ortsteilbürgermeisterkandidat. Der Termin für das nächste Maifest stehe auch schon fest, so Sauer – wen wundert’s: es ist der 1. Mai 2020!
