Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Nordler,
täglich erreichen uns viele neue Meldungen über Lockerungen und Öffnungen und es entsteht das Gefühl eines regelrechten Wettstreits der Bundesländer, Landkreise und Städte hinsichtlich weiterer Lockerungen bzw. Öffnungen.
Zur Wochenmitte legte der Freistaat Thüringen mit einem neuen Kabinettsbeschluss die Verantwortung schließlich in die Hände der Landkreise und kreisfreien Städte. Nun kann – so zuminest der Eindruck nach außen – jeder nach eigenem Gutdünken öffnen, was sie oder er für richtig hält. Die Folge: Es droht ein unübersichtlicher Flickenteppich in Thüringen. In einer dramatischen Erklärung hat die Stadtspitze in Jena gestern darauf aufmerksam gemacht, dass es ohne Landesverordnung keine Öffnungen z.B. im Bereich der Gastronomie geben kann.
Der Jenaer Krisenstab wies darauf hin, dass die vom Land verkündeten Lockerungen bisher nur Ankündigungen sind. Derzeit gilt eine Thüringer Landesverordnung, die eindeutig keine weiteren Lockerungen erlaubt, als sie bisher umgesetzt wurden. Mit einer neuen Verordnung ist wohl nicht vor Mitte der kommenden Woche zu rechnen. Erst dann kann Landeswillen in unserer Stadt umgesetzt werden. Gerade die erschreckenden Coroanfallzahlen im Landkreis Greiz und in unserer Nachbarstadt Gera sollten nachdenklich machen und uns zeigen, dass nach wie vor Vorsicht geboten ist.
Es ist auch für mich zu spüren, wie viele von Ihnen sich im Privaten oder in den täglichen Gesprächen und Telefonaten mit Nachbarn oder Bekannten, wünschen, möglichst schnell zum gewohnten Leben zurückkehren zu wollen. Das ist mehr als verständlich. Der Sommer steht vor der Tür, die Abende werden lauer und am Wochenende erinnert man sich an den herrlichen Geruch von Bratwurst. Doch bei aller Lust, wieder tief ins Leben außerhalb der eigenen vier Wände einzutauchen dürfen wir nicht vergessen, dass dieses unsichtbare Virus noch unter uns ist.
Es gibt auch auf lange Sicht weder ein Medikament noch einen Impfstoff. Und weil Jena-Nord keine Insel ist, können und wollen wir uns auch nicht abschotten. Umso wichtiger ist daher, dass wir alle auch weiterhin verantwortungsvoll handeln. Schritt für Schritt werden wieder mehr Freiheiten möglich, doch das Risiko ist groß, durch zu schnelle Lockerungen weitere Ansteckungen zu provozieren. Eine zweite große Welle von Neuinfektionen in unserer Stadt können wir nicht riskieren – auch und gerade im Sinne unserer älteren Mitbürger und solchen mit Vorerkrankungen.
Ich weiß: All das erfordert unglaublich viel Disziplin von uns allen und teilweise macht uns die Unvernunft anderer, die wir in unserem Alltag leider miterleben müssen, wütend. Deshalb bin ich sehr froh, dass Sie alle in unserem Stadtteil so umsichtig handeln.
Auch wenn es teilweise sehr schwer fällt, bleiben Sie bei der bisher gewählten Linie. Reden Sie mit Ihren Familien, Freunden und Bekannten und helfen Sie uns dabei, diese Verantwortung als Gemeinschaft zu tragen.
Dafür Ihnen allen schon jetzt ein großes Dankeschön. Dieses „Danke“ erweitere ich auch gerne in Richtung aller Alten- und Krankenpfleger in Einrichtungen und ambulanten Diensten in Jena-Nord, an die ebenso fleißigen wir furchtlosen Mitarbeiterinnen und MItarbeiter des Einzelhandels, die Paketboten und an die fleißigen ehrenamtlichen Nachbarschafts-Helfer. Und insbesondere sage ich Danke für die Geduld der pflegenden Angehörigen sowei aller kinderbetreuenden Mütter und Väter. Ihnen allen haben wir die Qualität unseres täglichen Lebens zu verdanken.
Ihr

(MItglied im Ortsteilrat Jena-Nord)