(Ein Kommentar von Rainer Sauer) – Das Coronavirus (SARS-Cov-2 COVID-19) ist im Laufe des März nun schon überall in unserer Stadt angekommen. Eine kleine Zusammenstellung:
Freitag, 20. März 2020 = Im Stadtgebiet von Jena gibt es 55 Meldungen über COVID-19 Erkrankungen. Ein 87-jähriger Mann, der in der Nacht zum 20. März in seiner Wohnung verstarb, war positiv auf das Coronavirus getestet worden.
Eine drastische Entwicklung in nur 15 Tagen. Trotz der erlassenen Verbote und Schließungen nimmt die Zahl der Erkrankungen in unserer Stadt und der Region rapide zu. Und das wird auch noch so weitergehen. Eine Kollegin von mir war beispielsweise Mitte März bei ihrer Hausärztin, die an diesem Tag mit einem Patienten Kontakt hatte, der das Coronavirus in sich trug. Weder er noch die Ärztin wussten davon. Meine Kollegin erst recht nicht.
Nachdem die Erkrankung bei ihm festgestellt worden war, wurden die Kontaktpersonen der Praxis dieses Tages ermittelt, was bis in die vergangene Woche dauerte. Alle stehen nun unter vorbeugender Quarantäne. Meine Kollegin muss nicht erkrankt sein, könnte aber das Virus eine Woche lang unentdeckt weitergetragen haben: auf die Arbeit, in die Nachbarschaft, in Supermärkte und Geschäfte. Deshalb ist es wichtig, dass wir alle möglichst durchgängig zuhause bleiben. #WirBleibenZuhause ist nicht nur ein Modewort-Hashtag … es ist eine Verhaltensweise, die 1.) die Verbreitung des Virus einschränken und dadurch 2.) Menschenleben retten kann.

Weil sich aber viele Menschen in unserer Stadt nicht an die Abstandsmaßregeln gehalten haben, teilweise gemeinsam gegrillt oder geschwatzt haben, als es letzte Woche warm war, im Supermarkt drängelten und die Waren auf das Band legten, obwohl kein 1,50-Meter Abstand zum Vordermann/zur Vorderfrau bestand, weil eben dieses Frühlings-Freiheitsparadox besteht: Je sozialer sich jemand gibt, desto weniger ist er es in Zeiten von Corona, muss weiter gehandelt werden.
Trotz der Allgemeinverfügung vom Wochenbeginn war es in Jena in den letzten Tagen vermehrt zu Treffen und Ansammlungen von unbelehrbaren Menschen in öffentlichen Bereichen gekommen, zum Teil auch auf bereits abgesperrten Plätzen, wie die Stadt Jena mitgeteilt hat. Genau aus diesem Grund gilt in Jena ab morgen ein sog. „Betretungsverbot für öffentliche Orte, also Straßen, Wege, Gehwege, Plätze, öffentliche Grünflächen, Parkanlagen, Parkplätze und den Stadtwald“ – die Vorform eines generellen Ausgangsverbots.
Wer nun trotzdem noch meint, für ihn gelten diese Restriktionen (= Verbote respektieren, Abstand halten, sich selbst und andere schützen etc.) nicht, der ist dafür verantwortlich, wenn wir alle darunter leiden müssen, dass wir am Ende komplett nicht mehr unsere Wohnungen und Häuser verlassen dürfen. Aber auch das wird nicht verhindern, dass die nächsten zwei, vier, sechs, acht, zwölf und mehr Wochen die Zahl der Infizierten (und dadurch bedauerlicherweise auch die Zahl der Todesfälle) steigen wird. Es verhindert nur, dass die Infektion bis nach dem Sommer stark zunehmen wird.