Als Jena-Nord noch ein weißer Fleck auf der Landkarte war…

Ausschnitt „Topographische Charte der umliegenden Gegend von Jena“ aus dem Jahr 1800 – Bildrechte: Thulb

Unser Ortsteil Jena-Nord wird dieses Jahr 145 Jahre alt, denn seine Historie beginnt sozusagen mit dem Bau des Saalbahnhofs. Aber wie sah die Landkarte damals aus, was war vor 150, vor 220 Jahren dort, wo heute rund 14.000 Menschen leben?

Ausschnitt „Karte des Deutschen Reiches, Bereich Thüringen – Stadtkreis Jena“ aus dem Jahre 1909

Nun im Jahre 1800 wies noch nichts auf einen Stadtteil Jena-Nord hin. Östlich des heutigen Spittelplatzes („Spittel“ = Krankenhaus, Spital) gab es nur „Die Insel“ in der Unteraue, die zwischen der Saale und einem ihrer Seitenarme lag. Ein Blick auf die „Karte des Deutschen Reiches, Bereich Thüringen – Stadtkreis Jena“, herausgegeben vor genau 110 Jahren vom Reichsamt Preuß. Landesaufnahme, bringt aber einen ersten Hinweis auf ein späteres Jena-Nord:

Vergrößerter Ausschnitt „Karte des Deutschen Reiches, Bereich Thüringen – Stadtkreis Jena“ aus dem Jahre 1909

Rechts oben vom Jenaer Stadtzentrum sind Saale, Jenzig und Thalstein zu erkennen. Außerdem die heutige Karl-Liebknecht-Straße, die auch 2019 noch nahezu unverändert verläuft. Vom Stadtzentrum aus ist in nordöstliche Richtung erkennbar und gestrichelt dargestellt die Eisenbahntrasse der Saalbahn. Etwas links von der Höhenangabe „141“ kreuzt ein Bahnübergang die Saalbahnhofstraße, die östlich der Eisenbahnstrecke zur Löbstedter Straße wird (früher: „Alte Straße nach Löbstedt“), an der erste Häuserzeilen zu erkennen sind. Erbaut wurden diese Wohnhäuser für Bahnmitarbeiter und Handwerker zwischen 1894 und 1897.

Detailausschnitt „Karte des Deutschen Reiches, Bereich Thüringen – Stadtkreis Jena“ aus dem Jahre 1909

Die Löbstedter Straße führt schließlich weiter nach Nordosten bis zur Jenaer Gasanstalt, die u.a. die Straßenbeleuchtung versorgte und sich da befand, wo heute die Straße „Am alten Gaswerk“ ist. Die Gasanstalt war auch für Jenas Luftfahrtfotografie-Pionier Ernst Wandersleb wichtig, da er dort seinen berühmten Ballon „Thüringen“ befüllen ließ, mit dem er sich – ebenfalls vor 110 Jahren – immer wieder über Jena und die Region Mitteldeutschland treiben ließ, um die Schärfe der von ihm mit entwickelten Tessar-Objektive der Fa. Carl Zeiss zu testen.

Luftaufnahme von Ernst Wandersleb aus dem Jahre 1909 – Bildrechte:
Archiv für Geografie des IFL Leipzig.

Viele seiner Platten-Aufnahmen haben eine sensationell-brillante Qualität und sind mitunter die frühesten Luftbilder der jeweiligen Orte oder Landschaften. Seine ausführlich dokumentierte Sammlung mit Aufnahmen der Ballonfahrten befindet sich heute im Archiv für Geografie des Leibniz-Institutes für Länderkunde (IFL) in Leipzig.

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