In Jena-Nord gibt es ein Problem am Saalbahnhof. Dort hat sich seit den letzten 25 Jahren so einiges verändert. Einst mussten hier beispielsweise die durchfahrenden Eisenbahnzüge ihr Tempo stark verlangsamen, um den am Bahnsteig wartenden Reisenden nicht gefährlich zu werden – Stichwort: Sogwirkung von Zügen.Gewöhnt haben sich die Menschen daran, dass sowohl auf der Saalbahn als auch auf der Mitte-Deutschland-Schiene Tag für Tag die Züge fahren. Heute ist Jenas ehemaliger Hauptbahnhof (Hinweis: er wurde 1999 darin vom Paradiesbahnhof abgelöst) nicht einmal mehr ein „Bahnhof II. Klasse“, sondern ist als Haltepunkt, dessen Ausstattung sich „auf das Notwendigste“ beschränkt (= Kategorie 6), eher untergeordneter Bedeutung.

Dadurch brauchen die Züge bei Durchfahrten auch ihre Geschwindigkeit nicht mehr zu drosseln. Zusammen mit der seit Mitte der 1990er Jahre bis heute belegbaren Güterzuglängen-Zunahme führt dies für direkte Anwohner zu erheblichen Lautstärkeerhöhungen gegenüber früheren Zeiten. Jedoch gilt für sog. „Bahnanlagen im Bestand“ nicht das Verursacherprinzip und laut Mitteilung der DB Netz AG Saalfeld muss deshalb auf den angesprochenen Lärmschutz keinerlei Rücksicht genommen werden. Aber diese Lärmbelästigung ist noch nicht alles.

Auf Gleis 3 und 4 des Saalbahnhofs werden bis auf Höhe der Schlachthofstraße hin und wieder Bau- und Güterzüge „geparkt“. Sind diese verschmutzt werden sie – oft auch an Wochenenden – mit Hilfe von durch Kompressoren betriebene Hochdruckreiniger gesäubert. Zwischen vier und sechs Arbeiter in weißen Schutzanzügen reinigen die Züge stundenlang und oft bis gegen 23:00 Uhr. Für direkte Wohnanlieger eine Lärm-Tortur, nicht nur im Sommer, wenn Fenster zur Durchlüftung geöffnet werden müssen – auch, weil die Züge auf dem erhöten Bahngelände stehen und der Lärm sich so ungeschützt verteilen kann. Wohin die verunreinigten Wasserströme fließen, wenn diese – sozusagen „ungeklärt“ – zwischen dem Schotter im Boden versickern, steht in den Sternen.

Deshalb wünschen sich die Bürger, dass auch die Deutsche Bahn sich erstens an die vom Umweltschutz vorgegebenen Lärmschutz-Ruhezeiten (Hinweis: werktags von 13:00 bis 15:00 Uhr sowie von 22:00 bis 6:00 Uhr ist Ruhezeit für lärmverursachende Arbeiten. Die Pflicht zur Ruhe gilt an Sonn- und Feiertagen ganztätig) hält und die Kompressoren der Lärmschutzreiniger nicht unentwegt brummen und zischen. „Auch wenn mir die Geräusche tagsüber mit der Zeit auf die Nerven gehen, nachts und am Sonntag muss das nicht sein,“ sagte jüngst ein 71-jähriger Anwohner dem Team Nord.
Zweitens wünscht man sich auf Seiten der Bürgerschaft, dass die Bahn der Stadt gegenüber Angaben macht, was mit den offensichtlich schadstoffbelasteten (eine Anwohnerin: „Weshalb tragen die denn Schutzanzüge, wenn alles harmlos ist?“) Reinigungsabwässern passiert und ob diese evtl. nicht doch ungefiltert ins Grundwasser gelangen. Jede Autowaschanlage hat hierzu Vorschriften nachzukommen.
Wir werden sehen, was wir tun können im Sinne von „Rainer Sauer kümmert sich“.