Früherer Ortsteilbürgermeister: Was wir von Siegfried Ferge (†) lernen können

„Und der Mensch heißt Mensch, weil er erinnert, weil er kämpft, und weil er hofft und liebt, weil er mitfühlt und vergibt. Und weil er lacht, weil er lebt – du fehlst.“ (Herbert Grönemeyer)

Es war ein Schock für die Bürger in Jena-Nord, die einstigen Mitstreiter der Bürgerinitiative „Unser Eichplatz“, die Fraktion „Bürger für Jena“, auch für meine Frau und mich, als im vergangenen Jahr die traurige Nachricht die Runde machte, dass Siegfried Ferge, Mitglied im Jenaer Stadtrat und langjähriger Ortsteilbürgermeister von Jena-Nord, nicht mehr unter uns weilt. „Unser Siggi“, wie er von vielen Menschen genannt wurde, verstarb am 20. April 2018 im Alter von 80 Jahren an einer schweren Krankheit.

2006 wurde er zum Ortsteilbürgermeister gewählt, gab dieses Amt jedoch nach zehn Jahren auf – nicht weil er ihm überdrüssig geworden wäre, sondern um seiner Ehefrau während deren schweren Erkrankung beizustehen. Nach dem Ableben von Helga Ferge wandte sich „Siggi“ dann wieder stärker der Kommunalpolitik zu und engagierte sich vehement für den Bau einer Sportschwimmhalle in Jena, deren Realisierung er durchsetzen konnte, leider nicht mehr persönlich erleben darf. Das ist ebenso traurig wie schade. Um nicht zu sagen: Einer wie er ist unersetzlich für unseren Stadtteil.

Siegfried Ferge bei einem Treffen im Februar 2006 – Foto: privat

Ferge hatte vor vielen Jahren den Prozess, dass es in der Stadt Jena eine Ortschaft Nord gibt und ein Ortsteilrat zu wählen ist, angestoßen. Vor ziemlich genau dreizehn Jahren trafen meine Frau und ich den „Zeisser“ Siegfried Ferge (der mir vom Ausschuss für Stadtentwicklung her zuvor schon länger bekannt war) zum ersten Mal privat und es gab anschließend oft Gespräche zwischen ihm, meiner Frau – sie war jahrelanges Mitglied im Ortsteilrat Nord – und mir, bei denen wir uns gemeinsam Gedanken machten, wie man das Leben in Jena-Nord weiter verbessern kann, wo Ansatzpunkte für Progression sind und wo es kneift und im Getriebe knackt. Ein „Juz“ – also ein Jugendzentrum für Jena-Nord – war gemeinsames Thema für Siegfried Ferge und meine Frau gewesen und es ist mit dem „Polaris“ schließlich wahr geworden.

Ferge brachte mir – abseits meiner Arbeit bei den und für die Freien Demokraten – viel über politischen Stil und das richtige Timimg der Dinge bei. Was bestechend war: Mit seinem Engagement und Einsatz konnte „Siggi“ immer überzeugen, machte BürgerBETEILIGUNG zu einem Kernthema – heißt: Ohne die Bürger ausreichend mit einzubziehen, zu informieren und zu beteiligen, kann jede noch so gute Absicht scheitern.

In einer stillen Stunde sagte er mir einmal, als Ortsteilbürgermeister müsse man 1.) UNABHÄNGIG UND UNVOREINGENOMMEN sein, um als als Fürsprecher ALLER BÜRGER agieren zu können. Man müsse 2.) DIENER SEIN, für die Interessen und Belange der Menschen des Ortsteils, und das seien Bürger ebenso wie die Gewerbetreibenden und Vereine, Schulen und anderen Einrichtungen. 3.) brauche man Kompetenz und 4.) vor allen Zeit, um die „Tippel-Tapel-Tour“ zum Erfolg einer Vision zu gehen – Beispiel: Schwimmhalle.

Heute weiß ich, was er mit diesen vier Punkten gemeint hat: Der Erfolg einer Sache gründet sich auf Leidenschaft, dem unbeirrbaren Glauben an das Ziel, harter Arbeit, ausreichend Zeit und die Unterstützung der Menschen, für die man sich einsetzt.

Siegfried Ferge – Du fehlst. Aber Deine Intentionen leben weiter!

Rainer Sauer, im Februar 2019

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